Astronomy To Go: das mobile Planetarium für Schulen

Astronomy To Go: das mobile Planetarium für Schulen

Wohin schauen Sie, wenn sie nach Einbruch der Dunkelheit draußen unterwegs sind? Auf die Straße? In die Schaufenster? Auf Ihr Smartphone? Oder in den Himmel? Letzteres ist wohl eher selten. In Großstädten ist das verständlich, denn dort oben ist wenig Interessantes zu sehen. Der Mond, die Venus, ein paar helle Sterne. Manch einer wird den Großen Wagen erkennen, oder den Orion. Aber wirklich in die Sterne schauen, das tun wir doch eher selten.

Das aufblasbare Planetarium im Turnsaal der NMS Guntramsdorf (Foto von Stefan Wallner)

Um den Blick nach oben zu lenken und Kinder für Astronomie zu begeistern, hat die Universität Wien ein spannendes Projekt gestartet: Astronomy To Go, ein mobiles Planetarium. Die aufblasbare Kuppel reist in Begleitung eines Astronomen in Schulen im Raum Wien, in Niederösterreich und im nördlichen Burgenland. Zielgruppe sind Schüler von 6 – 14 Jahren.

Selbst ausprobieren durfte ich das mobile Planetarium kürzlich auf dem oberösterreichischen Umweltkongress. Durch eine enge Öffnung zwängten wir uns ins Innere des aufblasbaren Iglus. Auf dem Boden liegen Isomatten, in der Mitte steht ein kleiner Projektor, daneben sitzt im Schneidersitz der Astrophysiker Stefan Wallner, eine Computertastatur liegt vor ihm. „Wo wollt ihr hinfliegen?“

Das mobile Planetarium ist anders als eines der großen Planetarien, die beispielsweise Wien zu bieten hat. In dem kleinen Raum kommt Campinggefühl auf, die Nähe zum Fachmann macht es leicht, Fragen zu stellen. Das Projekt kommt gut an, bereits jetzt werden Termine für den Zeitraum März bis Juni vergeben.

Die Idee zum mobilen Planetarium entstand am Institut für Astrophysik. Ursprünglich kam die Förderung vom Wissenschaftsfond FWF, der Österreichischen Gesellschaft für Astrophysik und dem Institut selbst, inzwischen finanziert sich das Projekt durch einen Unkostenbeitrag der Schulen. Die Kosten liegen bei etwa 3 € pro Schüler, dass reicht, um die Transportkosten und Mitarbeiter zu bezahlen.

Doch wozu braucht man ein mobiles Planetarium? Planetariumsleiter Stefan Wallner glaubt, dass Eltern und Lehrer bei den Kinder nicht mehr das Interesse am Sternenhimmel wecken, auch, weil sie es selbst verloren haben. 95% der Schüler kennen den Sternenhimmel nicht, und selbst von den restlichen haben nur wenige die Milchstraße gesehen.

Das größte Problem sei, dass jeder vierte Österreicher in Wien wohnt und wenn diese Menschen die Stadt verlassen, deren Blick nicht in den Himmel geht. Wir haben vergessen, was es dort oben zu sehen gibt. Dabei hat Österreich durchaus einiges zu bieten, denn außerhalb der Großstädte, erzählt Stefan „hat man in Österreich einen Spitzenhimmel“.

Foto von geralt via Pixabay

„Denkst du denn, dass wir das Interesse am Sternenhimmel brauchen“, will ich wissen. Wallner ist davon überzeugt: „Wenn wir kein Licht haben stellt sich jeder die Frage, was ist eigentlich das da oben. Wir wollen ja eigentlich die ganzen Objekte, die wir am Himmel haben, hinterfragen. Warum leuchten Sterne? Wo sind wir denn überhaupt im gesamten Raum?“ Genau diese Fragen stellen sich Kinder, die nicht im städtischen Raum aufwachsen.

„Vielleicht ist der Himmel so eine Initiative, alles zu hinterfragen, und wenn wir nicht mehr fragen, dann kommen die Situationen auf der ganzen Welt so raus wie sie heute sind.“ Dazu gehöre auch die aktuelle Diskussion über die ständige Sommerzeit. Die Menschen hätten vergessen, dass unsere Zeit sich an den Gestirnen orientiert und unser Leben festen Bahnen folgt. Wir Menschen sind an den natürlichen Tag-Nacht-Wechsel angepasst, und das habe auch seinen Sinn.

Doch welche philosophischen Gedanken auch immer dahinter stehen, eines wird schnell klar: die Schüler sind von der Tour durch das Universum begeistert. Jedesmal erklären einige, sich am Abend den echten Himmel ansehen zu wollen. Und wo die Lichtverschmutzung zu stark ist reift schnell der Plan, mit den Eltern im nächsten Urlaub an einen Ort zu fahren, an dem der Himmel nur von Sternenlicht erleuchtet wird. Stefan Wallner hofft, dass Österreich bald seine eigenen Sternenparks bekommen wird. Orte gibt es dafür genug, jetzt fehlt nur noch die Bereitschaft, mit ein wenig Investment in bessere Beleuchtung den Himmel dunkel zu halten. Damit künftige Schüler weiterhin die Gelegenheit haben, die Milchstraße und all die anderen Galaxien mit eigenen Augen zu sehen.

Homepage: https://mobilesplanetarium.univie.ac.at/
Kontakt: stefan.wallner@univie.ac.at
Titelbild von Stefan Wallner

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