Sterne zählen für die Wissenschaft
Wollten Sie immer schon mal an einem wissenschaftlichen Projekt teilnehmen und dabei in die Sterne schauen? Dann sind hier zwei Projekte, die genau richtig sind für Sie: Globe at Night und Verlust der Nacht. Beide Projekte funktionieren nach dem gleichen Prinzip. Sie gehen nach Einbruch der Dunkelheit nach draußen und suchen bestimmte Sterne. Welche Sterne Sie sehen können hängt ab von der Magnitude der Sterne, also ihrer Helligkeit von der Erde aus gesehen. Und natürlich von der Lichtverschmutzung an dem Ort, an dem Sie messen. Und genau darum geht es hier.
Die Daten aus beiden Projekten werden von Globe at Night in den USA in einer Datenbank gesammelt und dienen im ersten Schritt zur Erstellung von Karten zur Himmelshelligkeit. Diese Karten sind im Internet abrufbar. Die Daten werden aber auch Wissenschaftlern aus aller Welt zur Verfügung gestellt. Untersucht werden dabei Zusammenhänge zwischen Himmelshelligkeit und ihrer Auswirkung auf bestimmte Tiergruppen oder ganze Ökosysteme, auf das Vorkommen bestimmter Krankheiten wie Diabetes und Krebs, auf die Frage, ob helle Nächte sicherer sind, und vieles mehr.
Messen können Sie überall. Ob Sie also einfach mal kurz vor’s Haus treten, oder das Sternenzählen mit einer Nachtwanderung an einen entlegenen Ort, vielleicht sogar im Urlaub verbinden, bleibt Ihnen überlassen. Alle diese Daten sind wertvoll. Auch wenn Sie immer wieder direkt bei Ihnen am Haus messen leisten Sie einen wichtigen Beitrag, denn so kann die Veränderung der Lichtverschmutzung abhängig von Jahreszeit, Uhrzeit und natürlich über die Jahre
an einem Ort dokumentiert werden.
Beide Projekte haben also das selbe Prinzip und werden vom selben Projekt gesammelt. Was ist also der Unterschied?
Globe at Night
Globe at Night wurde bereits 2006 vom National Optical Astronomy Observatory in den USA gegründet. Mehrmals im Monat gibt es eine Kampagne bei der es um ein bestimmtes, zu dieser Zeit gut zu bewertendes Sternbild geht. Auf der Nordhalbkugel dreht sich die Sternenjagd um Orion, Löwe, Herkules, Schwan und Pegasus. Wann gemessen wird, hängt von der Mondphase ab, denn der Vollmond scheint so hell, dass er die schwächeren Sterne überdeckt.
Als Beobachter brauchen Sie nicht viel, um bei Globe at Night mitzumachen. Für jede Kampagne gibt es einen Activity-Guide mit Magnitudenkarten des entsprechenden Sternbilds auf denen angezeigt ist, welche Sterne bei welcher Himmelhelligkeit zu sehen sind. Bewaffnet mit dieser Karte können Sie Ihre Messung machen. Um das Sternbild dann auch wirklich am Himmel zu finden, gibt Globe at Night Hinweise zu jedem Standort. Es kann auch eine klassische Sternenkarte helfen, wie sie im Buchhandel erhältlich ist, oder eine entsprechende App, zum Beispiel Google Sky.
Wieder zuhause füllen Sie am Computer ein kurzes Formular (es gibt Übersetzungen in viele Sprachen, auch ins Deutsche) aus mit Ihrem Standort, der Beobachtungszeit, eine kurze Information über die Wolken am Himmel und natürlich die Himmelshelligkeit. Einfach abschicken und schon gibt es einen Messwert mehr.
Die Daten sind nicht nur für Wissenschaftler erhältlich, sondern sind frei im Internet zugänglich. Für jedes Jahr werden in Verbindung mit Google Maps Weltkarten aus allen Messpunkten erstellt. Alle Daten sind auch als CSV-Datei herunterladbar.
Verlust der Nacht
Wer gerne sein Smartphone benutzt und die Sternenjagd noch weiter treiben will, für den ist die mobile App Verlust der Nacht genau das richtige. Sie wurde vom Forschungsverbund Verlust der Nacht zusammen mit Globe at Night entwickelt. Alles, was Sie brauchen, ist Ihr Smartphone mit der App und den richtigen Zeitpunkt. Die App ortet Ihren Standort und berechnet, ob es dunkel genug ist, um Sterne zu zählen. Dabei wird die Mondphase und der Sonnenstand berücksichtigt.
Anders als bei Globe at Night suchen Sie nicht ein ganzes Sternbild, sondern einzelne Sterne. Die App leitet Sie dabei in die richtige Richtung. Sie geben einfach an, ob Sie den Stern sehen oder nicht, und schon geht die Jagd nach dem nächsten Stern los. Mindestens acht Sterne müssen gesucht werden, um eine aussagefähige Messung zu machen, aber je mehr Sie messen, desto besser wird der Messwert. Am Ende Ihrer Messung werden die Werte einfach an Globe at Night gesendet. Wenn gerade mal keine Internetverbindung besteht und Sie keinen Datenplan haben, sendet die App die Daten einfach später. So entstehen Ihnen keine Kosten.
Am Ende Ihrer Messung teilt Ihnen die App den schwächste Stern mit, den Sie sehen könnten und verrät, wieviele Sterne Sie an Ihrem Standort sehen können. Ohne Lichtverschmutzung sind tausende von Sternen zu sehen, in Deutschland sind es oft aber nur einige Hundert. Zusätzlich zum Sternezählen gibt die App auch die Namen der Sterne, die gerade in Ihrer Blickrichtung sind. So können Sie auch einfach ganz entspannt den Himmel erkunden.
Ihre Date werden in der App gespeichert, so dass Sie selbst verschiedene Orte vergleichen können. Sie können sie aber auch auf My Sky at Night (Seite in Englisch) abrufen. Dort werden alle Daten auf einer Karte zusammengefasst. In dem zugehörigen Blog schreibt der Physiker Chris Kyba interessante Neuigkeiten über Lichtverschmutzung.
Die App ist erhältlich für Android und iPhone.
Screenshots der App Verlust der Nacht © Forschungsverbund Verlust der Nacht